Ursprung und Geschichte des Stockholm-Syndroms
Das Stockholm-Syndrom wurde erstmals 1973 nach einem Banküberfall in Schweden beschrieben. Vier Geiseln entwickelten eine enge emotionale Bindung zu ihren Entführern und verteidigten sie sogar nach ihrer Befreiung. Der Begriff wurde vom Kriminalpsychologen Nils Bejerot geprägt. Seither wurde das Phänomen in zahlreichen Geiselsituationen und Missbrauchsfällen beobachtet.
Psychologische Mechanismen hinter dem Stockholm-Syndrom
Das Stockholm-Syndrom ist ein komplexer psychologischer Abwehrmechanismus. Opfer identifizieren sich mit ihren Peinigern, um ihre Angst zu minimieren und sich selbst zu schützen. Durch Manipulation und selektive Freundlichkeit der Täter entsteht eine emotionale Abhängigkeit. Die Opfer beginnen, die Sichtweise ihrer Entführer zu übernehmen, wodurch sie sich solidarisch mit ihnen fühlen.
Typische Merkmale und Symptome
Betroffene zeigen oft ein starkes Gefühl der Loyalität gegenüber den Tätern. Sie rechtfertigen deren Verhalten und empfinden sogar Dankbarkeit für kleine Akte der Freundlichkeit. Zudem misstrauen sie außenstehenden Helfern, wie Polizei oder Therapeuten. Dieses Verhalten erschwert die Befreiung und die nachfolgende Therapie erheblich.
Beispiele aus der Geschichte
Das Stockholm-Syndrom trat in vielen berühmten Fällen auf. Patty Hearst, eine US-amerikanische Erbin, wurde 1974 entführt und schloss sich später aktiv den Entführern an. Auch in Entführungen wie dem Fall Natascha Kampusch lassen sich Anzeichen des Phänomens erkennen. Diese Beispiele verdeutlichen, wie tiefgehend die psychologische Manipulation sein kann.
Therapie und Bewältigungsstrategien
Die Behandlung des Stockholm-Syndroms ist herausfordernd, da Betroffene ihre Situation oft nicht als problematisch wahrnehmen. Psychotherapie, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie, hilft dabei, die emotionalen Verstrickungen zu lösen. Die Unterstützung durch Familie und Fachleute ist entscheidend, um den Betroffenen zu helfen, ihre Identität und Selbstständigkeit zurückzugewinnen.Stockholm Syndrom